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Ignatius von LoyolaOrdensgründung
Der Orden der Jesuiten wurde von Ignatius von Loyola gegründet und wesentlich gestaltet. Ignatius (geboren 1491) stammte aus baskischem Adel, war zunächst Offizier, bis ihm im Alter von dreißig Jahren eine Kriegsverwundung den weiteren Aufstieg in dieser Karriere versperrte. Mystische Erfahrungen nach diesem Lebenseinschnitt brachten ihn dazu, seinen weiteren Lebensweg von Gott bestimmen zu lassen. In seinem Pilgerbericht bezeichnet er sich als „Der Pilger“ und beschreibt, wie ihn in allem Gott geführt habe. Nach partiell abenteuerlichen, z. T. fruchtbaren Vorstufen studierte er an verschiedenen Orten, seit 1528 in Paris, wo er 1535 zum Magister Artium promoviert wurde. In Paris sammelte er auch Gefährten um sich und verband sich mit ihnen am 15. August 1534 (Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel) auf dem Montmartre durch gemeinsame Gelübde. Die gelobte Wallfahrt und Seelsorgearbeit in Jerusalem bewiesen sich als undurchführbar. An Stelle dessen stellte sich die Gruppe Ende 1537 in Rom dem Bischof von RomPaul III. zur Verfügung. Dieser genehmigte drei Jahre später das bis 1762 geheime Grundstatut der Gemeinschaft (Constitutiones, mit der Bulle „Regimini militantis Ecclesiae“ vom 27. September 1540). Damit war die Gemeinschaft als Orden anerkannt. Ignatius wurde zum ersten Oberen gewählt und leitete den rasch wachsenden Orden von Rom aus so weit wie seinem Tod am 31. Juli 1556.
Darüber aufwärts war die Ordensgründung Teil und Ausdruck einer katholischen Erneuerungsbewegung, die eine Reform der Kirche von der inneren Erneuerung und einer persönlichen Christusbeziehung erwartete.
Von den Ordensmitgliedern wurde eine strikte Unterjochung unter die Heilige Schrift und die Lehre der katholischen Kirche erwartet. So erklärte Ignatius: :„Ich werde glauben, dass Weiß Schwarz ist, wenn es die Kirche so definiert.“ (Hierbei sind allerdings nur Glaubenssätze im Blick, wie ein Beispiel erläutert: Ich glaube, dass das Brot der Eucharistie der Leib Christi ist, wenn es die Kirche definiert.)
Angesichts des absoluten Gehorsams, der von seinen Gegnern als „Kadavergehorsam“ verächtlich gemacht wurde, seiner straffen Hierarchie und einer größtmöglichen persönlichen Flexibilität (ignatianisch: „Indifferenz“) konnte der Orden sehr schnell aufwachsen und so in sehr vielen Ländern aktiv werden.
Mary Ward gründete 1609 das Institut der Englischen Fräulein. Diese Organisation, die auf den Regeln des Ignatius von Loyola aufbaut, gilt nicht autoritativ als Orden der Jesuitinnen.
Gegenreformation und Barock
Europäisch hatten Jesuiten bedeutsamen Anteil an der Gegenreformation, der katholischen Reaktion auf die als Häresie betrachtete protestantische Reformation. Der Orden gründete dazu in für den katholischen Glauben gefährdeten Ländern zunächst Ordenshäuser. Wo dies nicht möglich war wie z. B. in Irland, England oder Deutschland, wurde das entsprechende Ordenshaus eben in Rom eröffnet, und die Patres sickerten z. T. illegal ins Land. Da der Orden keine verbindliche Tracht hatte, konnte das oft unbeobachtet gelingen.
Von den Ordenshäusern aus entfalteten die Jesuiten eine rege Tätigkeit, die vorerst die Predigt und die Seelsorge einschließlich der Beichte umfasste. Hier entwickelten sie eine besondere Kasuistik, die bei der Zumessung von Bußen für Sünden auch die mildernden Umstände bei deren Feierlich begehen berücksichtigten. Da sie häufig auch die Kleriker von Königen und Fürsten waren, übten sie auch einen gewissen politischen Einfluss aus.
Ein weiteres wichtiges Arbeitsfeld der Jesuiten war ihrem Gelübde gemäß die Bildung der Jugend: Die von den Jesuiten gegründeten Schulen und Universitäten (z.B. die Universitäten Ingolstadt und Vilnius im damaligen Polen) sollten Gewähr dafür bieten, dass kommende Generationen fest verwurzelt im katholischen Glauben heranwuchsen - modern ausgedrückt, sicherten sie sich damit nachhaltig die kulturelle Hegemonie.
Die Jesuiten propagierten darüber aufwärts die Zeremonien. Der Prunk des organisierten Katholizismus sollte üppig finanziert und zelebriert werden, was Lutheranern und Calvinisten mit Vorsicht zu genießen war. Sie förderten die barocke Baukunst und das Barocktheater, wobei sie mit dem so genannten Jesuitentheater eine eigene Tradition im Zuge der gegenreformatorischen Propaganda als "Sieg der Kirche" begründeten.
Als größter Gelingen der gegenreformatorischen Anstrengungen des Ordens wird Polen angesehen. Die Jet-Set des Landes, die Schlachta und die Bürger der Städte, war bis zur Zentrum des 16. Jahrhunderts mehrheitlich protestantisch geworden, trotz die Demontage zwischen Lutheranern, Calvinisten und einzelnen Sekten groß war. In diesem Zusammenhang hatte die traditionelle polnische Toleranz ebenso eine Rolle gespielt wie der Einfluss der Hussiten hundert Jahre zuvor.
König Stephan Báthory (1533 - 1586) gestattete nun die Errichtung jesuitischer Ordenshäuser in Polen, begonnen 1564 mit Braunsberg, dann 1567 in Wilna, 1574 in Posen usw. Von hier begannen die Jesuiten, die durch ihren höheren Bildungsstand und ihre straffere Disziplin den anderen Orden und den Weltgeistlichen überlegen waren, mit Predigten, Seelsorge, Armenpflege und nicht zuletzt aber auch durch ihre Bildungsarbeit gerade in der Oberklasse die Rekatholisierung des Landes. Stephans Nachfolger König Sigismund III. Wasa (1586 - 1632) war schon von Jesuiten erzogen worden, tolerierte ihre immer aggressivere gegenreformatorische Arbeit und ernannte nur noch Katholiken zu Senatoren. Beim Fortuna der Gegenreformation in Polen spielte anliegend den jesuitischen Bemühungen aber auch eine Rolle, dass die Landbevölkerung vom Protestantismus nur zu geringen Teilen erfasst worden war und Sigismunds Kriege gegen das protestantische Schweden und das orthodoxe Russische Förderation den Katholizismus im Prinzip als Nationalreligion erscheinen ließen. In dieser Zeit kam auch zu gelegentlichen Brandstiftungen und Zerstörungen evangelischer Kirchen, die ein durch jesuitische Predigten aufgestachelter Mob verübte, z.B. 1603-16 in Posen, 1591 in Krakau, 1611 in Wilna. Diese steigernd intolerante Religionspolitik fand ihren Abschluss, als der Sejm 1717 den Neubau evangelischer Kirchen verbot und alle seit 1632 erbauten niederzureißen befahl; für den Abfall vom katholischen Glauben war nun die Todesstrafe vorgesehen. Den Jesuiten war es in gerade einmal einem halben Jahrhundert gelungen, das Land dauerhaft im Schoße der katholischen Kirche zu verankern.
Mission
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Höllensturz - Gemälde des jesuitischen Chinamissionars Giuseppe Castiglione, 18. Jh.Hauptartikel: Jesuitische Mission
Jesuiten arbeiteten als Missionare in China, Japan, Indien, Amerika. In Reich der Mitte prägten sie im 18. Jahrhundert in erheblichem Maße das kulturelle Leben am Kaiserhof, wo sie u.a. als Maler und Astronomen tätig waren. Die Post des Jesuitenmissionars Franz Xaver fanden weite Verbreitung und weckten bei vielen Katholiken eine neue Begeisterung für die Mission.
In Paraguay bestand von 1610 bis 1767 ein Jesuitenstaat, in welchem die Jesuiten unter den Indianern ein christliches Sozialsystem eingeführt hatten. Auf diese Art konnten die Indianer in so genannten Reduktionen unabhängig von den spanischen und portugiesischen Kolonialherren und in Sicherheit vor ihnen leben.
Die jesuitische Mission in Lateinamerika wurde europäisch angefochten beurteilt, besonders von Spanien und Portugal, wo man sie als Behinderung für die kolonialen Unternehmungen der eigenen Regierungen ansah. 1767 wurden die Jesuiten von den Spaniern aus Paraguay vertrieben.
Der Orden als Bildungsinstitution
Die Jesuiten spielten lange eine dominierende Rolle im Bildungssystem Europas. Die Anregung zur Einrichtung von Bildungsstätten ging auf Ignatius von Loyola selbst zurück, der 1551 vorschlug dort außer Theologie auch Logik und die antiken Klassiker, zu lehren; später kamen bis jetztMathematik, Astronomie, Physik und Philosophie hinzu. Zu Beginn des 18.Jahrhunderts gab es in ganz Abendland jede Menge Schulen, an denen z.B. die Söhne von Adligen unterrichtet wurden. Aber auch Vertreter niedrigerer sozialer Klassen konnten mit Hilfe der Ausbildung zwischenmenschlich befördert werden und wenn schon in Regierungsämter in gelangen.
Ungeachtet sich die Jesuiten den Ins Visier nehmen der Aufklärung wie Toleranz, Fortschrittsglaube und Skepsis gegenüber allem, was rationaler Rezension nicht standhält, entgegenstemmten wäre das nach ihr benannte Zeitalter ohne das breite Bildungsangebot des Jesuitenordens nicht denkbar gewesen. Aus den Reihen der Schüler kamen u.a. Rugjer Josip Bošković, René Descartes, Voltaire, Marie-Jean-Antoine-Nicolas Caritat, Marquis de Condorcet, Denis Diderot und Henry Humphrey Evans Lloyd hervor.
Ein weiterer wichtiger Beitrag war, dass in Publikationen des Ordens, wie der dem "Journal de Trévoux" öffentlich zeitgenössische Literatur diskutiert werden konnte ohne dabei Inquisition oder Note zu fürchten. Aus diesem Grund bedauerte selbst Voltaire den Niedergang des Ordens im späteren Verlauf des 18.Jahrhunderts.
Global unterhalten die Jesuiten jetzt Hochschulen, Schulen und Internate (siehe hier), in denen sie generell über 2 Mio. jungen Leute allgemeine Bildungsinhalte vermitteln mit der Absicht, sie dabei zugleich auf ihr späteres Leben nach den Grundsätzen des (katholisch-) christlichen Menschenbildes vorzubereiten (siehe Weblinks unten: „Leitbild der Kollegserziehung“ und „Jesuitische Erziehung“): zu "Menschen für andere" sollen sie heranreifen.